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Im Land der Wikinger

Norway Trip 2001 - „Uns hat der Himmel umarmt“

Das kann ja heiter werden, dachte ich, als ich am späten Samstag mittag bei Harry in Heidenheim angekommen bin. Denn eigentlich wollten wir noch seinen Stoßdämpfer wechseln, bevor es auf unsere 10 000 km Reise ans Ende der Welt nach Norwegen ging, aber leider hatte er nicht den passenden bekommen!

Dies sollte uns (Harry, der Senior aus Heidenheim und mich) aber dennoch nicht daran hin-dern, am nächsten morgen in aller „Herrgottsfrüh“ unsere Reise anzutreten; irgendwo werden wir wohl so ein Ding noch auftreiben können. Und so war es auch: Nach über 800 km auf dem Weg gen Norden (und einem Kolbenklemmer von Harry bei 100 Sachen auf der Auto-bahn) erinnerte ich mich an einen Laden in Lübeck, vor welchem wir auch gleich den erstan-denen Stoßdämpfer austauschten! (Merci an dieser Stelle an den Rollerladen in Lübeck!)

Norwegen in Sicht - Über die Vogelfluglinie (Fehmarn/Puttgarden) erreichten wir auch bald die norwegische Grenze und unseren ersten größeren Stop in der Hauptstadt Oslo. Nach zwei Tagen ausgiebiger Stadtbesichtigung rollerten wir am nächsten Tag im strömenden Regen gen Westküste. Den Anblick des ersten Fjordes (Lysefjord) wird wohl immer in meiner Erinne-rung bleiben. In 29 Spitzkehren schraubten wir uns von knapp 1000m über N.N. auf Meeres-höhe hinab. Ein „Muß“ für jeden an diesem Fjord ist sicherlich die kleine Wanderung zum Felsvorsprung „Preikestolen“ (Predigerkanzel). Von diesem ungefähr Handballfeld großen Plateau geht es senkrecht 609m in die Tiefe; Mutige robben sich auf dem Bauch zur Felskante vor, meiner einer ließ einfach mal die Füße baumeln! (Schwindelfrei sollte man allerdings schon sein!)

Regen, Regen, Regen - Die nächsten Tage war uns das Wetter ausnahmsweise mal wohlge-sonnen und so vespazierten wir durch eine einmalige Landschaft weiter Richtung Norden. In Trondheim angekommen war erst einmal Reifenwechsel angesagt. Das war auch dringend notwendig, denn die nächsten Tage weinte der Himmel sich aus, dass die abgefahrenen Slicks nicht mehr verkehrsgerecht waren und sogar auch der beste Regenkombi irgendwann einmal undicht wurde. Am Polarkreis (66° n.B.) war nur eine kurze Kaffeepause angesagt!

700km zum Nordkap - Die umliegenden Bergspitzen auf unserer Reise gen Norden waren alle mit einem „weißen Puderzucker“ bezogen; Neuschnee im August!!! So etwas gibt`s nur nördlich des Polarkreises. Kein Wunder, denn von Narvik, unsere nördlichste Stadt, waren es „nur“ noch 700 km zum Nordkap und 2400 km zum Nordpol, aber über 3000 km an den Bodensee!!!!
Die Sonne schien auch hier noch im August nicht unterzugehen. Um Mitternacht war es noch so hell, dass man auch ohne Taschenlampe an seinem Gefährt rumschrauben konnte.

Inselwelt der „Lofoten“ - Nach kurzer Zeit war auch unser eigentliches Ziel erreicht; die „Lofoten“. Es ist einfach gigantisch, wie die Berge auf dieser Insel von Meereshöhe auf knapp 2000m in den Himmel ragen. Leider war uns auch hier das Wetter nicht so ganz wohl-gesonnen, aber in unserer herrlichen Unterkunft konnte man es gut aushalten. Die nächsten Tage errollerten wir trotz alle dem die gesamte Insel. Der Besuch in „A“ (so heißt das letzte Dorf auf der Insel) durfte nicht fehlen, ebenso wie die kleinen Fischerhäfen in „Nusfjord“ und „Reine“. In ewiger Erinnerung blieb sicherlich der kleine Spaziergang am „Selfjord“, an dem wir in absoluter Stille sogar einen Seeadler beobachten konnten.
Nachdem Harry seine triefnassen Stiefel vor dem Backofen wieder trocknete, hieß es langsam wieder den Rückweg gen Süden anzutreten. Denn wir hatten noch lange nicht alles von dem herrlichen Nordland gesehen.
Angesichts der ungünstigen Wetterlage (es regnete mal wieder die nächsten Tage) fuhren wir recht rasch gen Süden, bis Trondheim wieder erreicht war. Dort wollten wir unsere vor drei Wochen beim Hinweg bestellten Reifen abholen. Es blieb beim „wollen“, denn leider waren diese in der Zeit nicht lieferbar gewesen?!? (In Norwegen scheint die Vespa eher ein seltene-res Gefährt zu sein...) Jetzt konnten wir nur noch hoffen, dass wir dann in Bergen welche auf-treiben konnten!

Postkarten-Geiranger-Fjord - Alsbald war nachdem die „Trollstiegen“ erklommen waren, mal wieder im Regen, unser nächstes Ziel erreicht, der „Geiranger-Fjord“, welcher sicherlich dem ein oder anderen als Postkarten-Motiv mit den riesigen Kreuzfahrtschiffen bekannt sein dürfte. Die nächsten Tage weilten wir an dem „schönsten Fjord Norwegens“ und konnten sogar ausnahmsweise auch ein paar sonnige Tage erleben. Aufregend war sicherlich die Aus-fahrt zu einem der vielen Gletscher!

Reifenwechsel? - Wieder ein paar Tage später durch das feuchte Nass von oben erreichten wir (oh Wunder) bei strahlendem Sonnenschein die größte Stadt an der Westküste, Bergen. Hier bekamen wir auch endlich die lang ersehnten Reifen in einem recht kleinen Rollerladen. Durch Zufall war auch „Stian Kaurel“ (s. S.I.P. Katalog) und seine Kollegen, mit denen ich Monate zuvor Kontakt aufgenommen hatte, zugegen. So wurde der Abend dann doch noch recht feucht-fröhlich, und wir verabredeten uns für übernächste Woche, denn da sollte man sich beim Treffen in Göteborg wieder sehen.

Improvisierte Reparatur - Am darauffolgenden Tag war erst mal wieder große Schrauberak-tion angesagt; die Schwimmernadel von Harry´s Vespe musste ausgetauscht werden, wie auch, musste mit Hilfe des Bleches einer teuren Bierdose, der Auspuff abgedichtet werden. Ich sag nur: „Improvisation ist alles...“!

Göteborg Run´n´Race - Auf der Autostraße nach Göteborg trafen wir zufällig noch ein paar andere Norweger Vespisti, die ebenfalls auf das Treffen fahren wollten und so rollerte man gemeinsam zur Location, die sich als recht gemütlich herausstellte. Es war nämlich das Club-heim der überaus freundlichen Göteborger Harley-Fahrer, die auch die Bewirtung übernah-men. Gut über 300 „Vesparianer“ ließen ein gutes Fest verheißen; und so war es auch. Aus ganz Skandinavien kamen die Vespas mit ihren Fahrern und so manch skurrile Vespa wurde beim Corso durch Göteborg bewundert (bes. Ian´s „Dragon-Lambretta“ aus GB). Nachdem mal wieder geschraubt wurde (Dirk, ich hoffe deine Karre läuft noch!) war Party angesagt. Auch wir durften natürlich einen Preis mit nach Hause nehmen, denn wir waren die am wei-testen angereisten Vespisti, (kein Wunder, denn sonst ist auch keiner so verrückt in den hohen Norden zu fahren!)

Heimat wir kommen - Alsbald hieß es dann auch wieder Abschied nehmen vom Nordland. Über die Öresund-Brücke und über Fehmarn erreichten wir wieder die gewohnte Heimat und rollerten sehnsüchtig wieder unseren lang ersehnten Federbetten entgegen.

Fazit:
Auf jeden Fall eine unvergessliche Tour, die Harry und mir in ewiger Erinnerung bleiben wird; auch trotz der vielen Regentage, die wir erleben mussten. Sicherlich unbedingt wieder-holenswert. (Wer fährt mit?!??!? Ich bin sicherlich wieder mit von der Partie!!)

Die Tour nach Norwegen in Zahlen:
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Knapp 8 Wochen unterwegs, (ca. 5 im Regen) davon:
- mehr als 22 Fähren,
- über 30 Campingplätze,
- ca. 60 Ansichtskarten zu schreiben,
- bei 85 Tankstellen aufgetankt, (Benzin und Kaffee),
- mehr als 500 Fotos geschossen,
- über 10 000 km auf dem Sattel verbracht,
- und unzählige verdammt teure Dosen Bier vernichtet!

    Reisetipps Norwegen:
    Anreise: Über die sog. „Vogelfluglinie“ (Fehmarn – Dänemark – Schweden - Norwegen)
    Oder etliche Fährverbindungen [Hirthals (Dänemark) – Oslo, Hirthals – Kristi-ansund, Frederikshaven [Dänemark] – Göteborg [Schweden], Kiel - Oslo etc.)
    Verkehr: bei nur ca. 4,3 Mio. Einwohner ist das überwiegend asphaltierte Straßennetz gut ausgebaut. (Norwegen ist 1,5x so groß wie Deutschland!) Nicht zuletzt durch die Kunst des Brücken bauen und Tunnel graben.... Oftmals sind die Straßen gerade in ländlichen Gebieten recht schmal – ideal für Zweiräder!
    Autobahnen sind so gut wie kaum vorhanden. Die mitteleuropäische Hektik vermisst man gänzlich im nordländlichem Straßenverkehr, ideal für Vespa-Fahrer!
    Die Höchstgeschwindigkeiten ähneln denen unserer Nachbarn (den Schwei-zern) 50 km/h in Ortschaften und 80 km/h auf Landstraßen. Zu schnelles fahren kann teuer werden!! (50,- € pro 5 km/h zu schnell!!)
    Tankstellen: Trotz der dünnen Besiedlung ausreichend vorhanden, sofern man seine Benzinuhr im Auge behält! (Reserve-Kanister sollte aber kein Luxus-Artikel gerade im nördlicheren Teil abseits der Hauptstraßen sein!) Der Sprit ist trotz dem großen Ölvorkommen in norwegischen Atlantikgewässern etwas teurer als bei uns.
    Unterkunft: auf den ersten Blick nicht unbedingt günstig, wenn man nur komfortabel in Hotels übernachten will. Wer knapp mit Reisebudget ist: Campingplätze sind fast überall vorhanden (ca. 10,- € bis 20,- € pro Nacht). Alternativen (gerade bei Regenwetter zum Wäsche-trocknen) die sog. „Hytta“ (Holzhütten, 2 – 6 Personen für 20,- € bis 35,- € pro Nacht; recht gemütlich vor allem mit Elektro-Heizung! Zum trocknen der nassen Klamotten!!)
    Günstige Reisezeit: Eigentlich Frühsommer (Juni), da noch nicht so von Touris überlaufen und das Wetter beständiger ist. Aber selbst im Hochsommer ist mit dem Zweirad im-mer noch ein Plätzchen auf den unzähligen benötigten Fähren vorhanden.
    Reiseführer: Völlig ausreichend ist der Paperback-Führer „Norwegen/Süd-Mitte“ bzw. „Norwegen/Nord“ (Bd. 19 & 28) vom Velbinger Verlag. Übersichtlich mit al-len notwendigen Informationen und vor allem mit vielen Insider-Tips, Preis, ca. 18,-€

    Adressen: Norwegisches Fremdenverkehrsamt, Postfach 11 33 17, 20433 Hamburg, od. www.norwegeninfo.com, www.tourist.no, www.skandinavien.de/norwegen

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