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Tourbericht Schottland-Tipps
Im Land der Highlander

Auf dem Weg zur weltberühmten Glenfiddich-Distellery geschah es: In meinem Rückspiegel sah ich plötzlich einen Roller, ein Schaf und Dirk. Und alle versuchten krampfhaft den Boden zu küssen. „Das ist das Ende unserer Tour,“ dachte ich.

Ich war schon vollkommen sicher, dass wir mit Hilfe unseres ADAC-Schutzbriefes die Heimreise antreten würden. Wir, das waren Jan, Dirk und ich (T-Obi, alias Tobias). Doch Glück gehabt. Denn trotz totem Schaf – der Bauer wollte es uns sogar schenken für´s Abendessen („you can use it!“) -, lädiertem Roller und gottseidank heil gebliebenem Fahrer konnten wir noch zur nächsten Tankstelle rollern. Mit viel Geduld und noch mehr Panzertape wurde Dirk´s angeschlagene Vespa wieder auf Vordermann gebracht. Das zerbrochene Scheinwerferglas ersetzten wir kurzerhand durch ein Stück Plastikflasche. Nach einer Probefahrt – vielleicht hat ja der Rahmen oder die Lenksäule etwas vom Sturz mitbekommen – fuhren wir schließlich weiter Richtung Inverness.

Kühl-Pausen für die Vespas. Als ich mir damals (anno 1994) im Frühjahr meine PX zugelegt hatte, wusste ich schon, dass mich meine Vespa bald auf große Reisen begleiten würde. Doch wohin? Da ich mich für den Norden entschieden hatte, kam mir die Idee ins Land der Highlander zu fahren.

Ende Juli sollte es dann endlich losgehen. Zwei Vespen und Jan´s Honda Trans-Alp – unser „Packesel“ – rollten aus dem Süden Deutschlands gen Norden. Die erste Etappe führte durch den kurvenreichen Schwarzwald über Straßburg und Luxemburg nach Belgien. Die Sonne knallte erbarmungslos den ganzen Tag auf unsere Roller, so daß wir etliche Pausen einlegen mussten um unsere heißen Vespen abkühlen zu lassen .Nachdem wir eine eingefallene Scheune als Nachtlager gefunden hatten, gings am nächsten Morgen gleich weiter durch Belgien bis zum Ärmelkanal, um mit einer Fähre nach Felixstowe überzusetzen. Nach einer durchzechten Nacht mit englischem Bier aus dem Duty-Free-Shop – man muß sich ja auf Land und Kultur vorbereiten – kamen wir auf der Insel an. Vor uns lag noch eine weite Strecke. Bis zu unserem eigentlichen Ziel: Schottland.

Schon zwei Tage später rollerten wir in Edinburgh ein. Eine beeindruckende Stadt. Ebenso beeindruckend: unser Parkhaus. Merke: Um in einem englischen Parkhaus sein Fahrzeug abstellen zu können, muß für jedes Töff einzeln bezahlt werden. Also nicht ein Parkplatz für drei Zweiräder – oder man zahlt für zwei (nach langer Diskussion mit dem Officer!) und stellt sie gleich neben dem Kassenhäuschen ab, damit der Kassierer immer ein Auge aufs Gepäck werfen kann,

Nach einer kleinen Sightseeing Tour durch die kaledonische Hauptstadt zogen wir erneut los, um ein Nachtlager zu suchen. Dank der Unterstützung eines äußerst freundlichen Schotten fanden wir es schnell – eine verträumte Lichtung mitten im Wald. Ideal, um am Morgen unseren Frühsport auszuleben: „tossing the caber“! (Baumstammwerfen) Wir waren schließlich in Schottland! Kurz: wir veranstalteten unsere eigenen Highland-Games.

Der weite Weg Richtung Norden führte uns durch die Grampian-Mountains. Natürlich durfte die obligatorische Besichtigung eines der vielen Castles nicht fehlen. Wir entschieden uns für das Glamis-Castle in dem schon Macbeth als „Thane of Glamis“ sein Unwesen trieb, bestens bekannt durch Shakespeares gleichnamiges Drama.

Mehr Schafe als Schotten. Als es dann am Abend zu regnen anfing, beschlossen wir unser Zelt eingepackt zu lassen und stattdessen eine Jugendherberge aufzusuchen. Nach einer durchregneten Nacht (die insgesamt erste von zwei) wollten wir unsere Gaumen mit dem „Original Scotch Single Malt Whisky“ verwöhnen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Denn es gibt in Schottland bekanntlich mehr Schafe, als Einwohner – und dies wurde uns zum Verhängnis! Der Schreck saß uns noch in den Gliedern als wir weiter Richtung Inverness und Loch Ness fuhren. Aber leider hat sich „Nessie“ nicht blicken lassen.

Pech hatten wir auch an einem kleinen wunderschönen See, an dem wir unser Nachtquartier aufschlugen. Wir rechneten schon fest mit einem Fisch fürs Abendessen – jedoch vergeblich.

Am nächsten Tag führten uns die „Single-Track-Roads“, schmale einspurige Straßen mit Ausweichbuchten, quer durch die Highlands zur Westküste, die berühmt berüchtigt für ihre „midges“ ist. Winzig kleine Stechmücken, die weit blutrünstiger sind, als unsere Schnaken. Ein geeignetes Mittel gegen diese kleinen Blutsauger ist nur ein windiges Plätzchen, oder man wird zum Kettenraucher. Nach einem kurzem Abstecher auf der Insel Skye, auf der wir einen überwältigenden Sonnenuntergang erlebten, gings wieder Richtung Süden. Plötzlich fing aber mein Roller an zu stottern! Ich hätte die Tankanzeige doch mehr im Auge behalten sollen, denn in meinem Tank war kein einziger Tropfen Sprit mehr. Deshalb versuchten wir von der Trans-Alp etwas von der benötigten Flüssigkeit abzuzapfen, was uns aber misslang. Und dann standen wir mitten auf einem Single-Track und warteten auf Rettung. Da sich glücklicherweise in der Nähe ein einsames Haus befand, mussten wir nicht lange warten. Denn der neugierige und gutgelaunte Schotte füllte unsere beiden Tanks unentgeltlich wieder auf. Nachdem unsere Vespen weiterlaufen konnten, gings vorbei an Moty Python´s Schloß, vielen bekannt aus dem Kult-Film „Ritter der Kokosnuß“

Abstecher nach London. In Glasgow hielten wir uns nicht lange auf, denn schließlich stand ja noch ein Abstecher nach London auf dem Programm. Im Windschatten von etlichen Lkws benötigten wir nur knapp zwei Tage, bis wir kurz vor der Hauptstadt bei Freunden endlich wieder einmal in einem Bett schlafen konnten. Tags darauf fuhren wir recht früh in die Metropole. Nach kurzer Besichtigung der bekannten Sehenswürdigkeiten wurden die Carnaby-Street und diverse Flohmärkte unter die Lupe genommen. Docs und Creeps sind immer noch heiß begehrte Ware, die natürlich bei unserem Einkauf nicht fehlen durften. Nach einer weiteren Nacht im daunenweichen Bett mussten wir an die Heimfahrt denken. Vorbei an Stonehenge, dem wohl bekanntesten Steinkreis der Welt, erblickten wir bald die Kanalküste in Bournemouth. Dort legten wir uns erst einmal an den herrlichen sandigen Strand und verschnauften, schließlich sollte tags darauf die Insel verlassen werden.

Unser Riesenpott brauchte für die Strecke Southampton – Le Havre nur gut fünf Stunden, in den wir uns – wen wundert´s – wieder am britischem Bier erfreuten. Wir kamen noch vor Sonnenaufgang mit einem riesigen Kater auf dem Kontinent in Frankreich an. Da auf unserer weiteren Strecke die französische Hauptstadt lag, ließen wir sie uns nicht entgehen. Nach einem traumhaftem Spaziergang im Schlosspark von Versailles mit Postkarten-Sonnenuntergang, fuhren wir am nächsten Tag die Champs Elysees entlang, vorbei am Arc de Triomphe. Der Eiffelturm musste natürlich noch besucht werden, genauso wie Notre Dame und seinen „Glöckner“.

Ohne Probleme rollerten wir schließlich nach Hause, wo wir nach 26 Tagen und 5240 km wieder eintrafen.

Text und Bilder: Tobias

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Reisetipps Schottland:

Anreise / Fähren: Bei dem Riesenangebot lohnt es sich, alle Fahrpläne genau zu studieren; die Preise der über 30 Fährverbindungen sind recht unterschiedlich. Empfehlenswert für Schottland (im Gegensatz zu den recht kurzen Verbindungen über den Kanal) ist die Verbindung Amsterdam – Newcastle. Da steht man schon fast vor den Toren Schottlands.

Tanken: Kein Problem, wenn man nicht bis zum letzten Sprit-Tropfen wartet. Das Benzin ist etwas teurer als bei uns.

Verkehr: In Schottland wird natürlich links gefahren! Als Zweiradpilot gewöhnt man sich aber allerdings schnell daran. Auf Landstraßen und in Ortschaften gilt annähernd die gleiche Höchstgeschwindigkeit: 70 mp/h = 96 km/h bzw. 30 mp/h = 48 km/h. Viele Straßen in Schottland sind „Single Track Roads“, die eher an unsere Landwirtschaftswege (mit Ausweichbuchten) erinnern. Achtung: Schafe fast hinter jeder Kurve! Aber das richtige „Schottland-Feeling“ beginnt erst auf diesen Pisten.

Unterkunft: Bed and Breakfast (B&B); eine traditionelle britische Unterkunftsart, ist vergleichbar mit unseren Pensionen. Die Preise beginnen bei etwa 15,- € (mit Frühstück). Jugendherbergen kosten nur halb so viel, wenn man einen internationalen Jugendherbergsausweis besitzt. Vorteil: Es gibt über 80 dieser preiswerten Unterkünfte und man findet leicht Kontakt zu Gleichgesinnten.

Camping: Schottland ist dicht mit Campingplätzen übersät, (5 – 10 € Nacht/Person). Es ist aber auch „wild campen“ erlaubt, sofern man sich nicht wie eine Wildsau benimmt. Eine Absprache mit dem Besitzer des Geländes bescheren einem evtl. einen gemütlichen Abend, frische Milch, Schafskäse oder noch mehr Annehmlichkeiten.

Reiseführer: Völlig ausreichend ist der Führer „Schottland“ von F. Rappel, erschienen im Velbinger Verlag. Übersichtlich mit vielen Informationen und vor allem mit guten Insider-Tipps.

Adressen: British Tourist Authority, Taunusstr. 52-60, 60329 Frankfurt a.M.;
Scottish Tourist Board, PO Box 705, Edinburgh EH4 3EU;
Scottish Youth Hostels Association, 7 Glebe Crescent, Stirling FK 2JA

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